ProSoNe - Problems in Social Networks
Im Studienjahr 2012/2013 hat sich das PHILOTEC-Team im Rahmen eines Forschungsprojektes den Problemen sozialer Netzwerke (sozialer Medien) gewidmet. Die Auseinandersetzung mit diesen Problemen wurde entsprechend der Leitidee von PHILOTEC fachbereichsübergreifend und interdisziplinär geführt. Das in drei Zweige strukturierte Projekt wurde als Studie mit dem Ziel konzipiert, Probleme sozialer Netzwerke auszuweisen, zu klassifizieren, zu analysieren und zu bewerten. Hierzu wurden diese Probleme unter drei Aspekten oder Perspektiven betrachtet, die zugleich die drei Forschungszweige des Projektes bildeten: erstens, der sozial- und kulturwissenschaftliche Zweig, zweitens der philosophische Zweig und drittens der ingenieurwissenschaftliche Zweig. Das Projekt wurde als interdisziplinäres Gemeinschaftsprojekt konzipiert, das in erster Linie mit Studierenden der drei Fachbereiche Elektro- und Informationstechnik, Medien sowie Sozial- und Kulturwissenschaften der Fachhochschule Düsseldorf durchgeführt wurde, die ein besonderes Interesse an der Lösung fachbereichsübergreifender Problem- und Fragestellungen haben.
Die kritische Auseinandersetzung mit den aktuellen und potentiellen Problemen sozialer Netzwerke erfolgte aus drei
Perspektiven:
(A) Der sozial- und kulturwissenschaftliche Zugang fokussiert auf eine literatur-basierte Bestandsaufnahme der durch
soziale Netzwerke in Gesellschaft und f¨r das professionelle Feld der Sozialen Arbeit/Sozialpädagogik relevanten
Veränderungen und Problemlagen. Diese sind weit gefächert: Sie umfassen beispielsweise das in der Zwischenzeit
viel diskutierte Cyber-Mobbing, die Rolle des Social Net für diasporische Gemeinschaften oder das visuelle
Impressionsmanagement auf Seiten wie Facebook/MySpace, welches bis zur Selbstpornografisierung führen kann.
Bedeutsam sind darüber hinaus beispielsweise die Veränderungen des Verhältnisses digitaler BürgerInnen
untereinander, also inwiefern die persönlichen Vernetzungen der realen Welt (symmetrisch) mit den Prinzipien der
Online-Vernetzung (asymmetrisch) übereinstimmen. Wie verändern sich etwa Vorstellungen von Freundschaft und
Gesellschaft? Gesellschaftspolitisch bedeutsame Entwicklungen umfassen den Stellenwert des Social Web für politische
Mobilisierungen durch Parteien oder soziale Bewegungen, aber auch den Zuwachs an Kontroll- und
Überwachungskapazität, wenn die dem Web 2.0 zugrundeliegenden Technologien automatisch Nutzungsprofile erstellen
und die Gesichter der NutzerInnen zu erkennen vermögen.
(B) Der philosophische Zugang geht zunächst der schwierigen und vielleicht unbeantwortbaren ontologischen Frage
nach, was soziale Netzwerke sind bzw. was ihr Sein oder Wesen bestimmt. Hierzu gehört auch die Untersuchung der
Differenz von sozialen Netzwerken und konventionellen oder traditionellen sozialen Bindungen, also eine Untersuchung,
bei der sich philosophischer und sozial- und kultur-wissenschaftlicher Zugang überschneiden und daher einander
befruchten können. Dies gilt auch für die Frage nach der Bedeutung sozialer Netzwerke. Denn diese ist nicht allein
eine Frage nach der Bedeutung des Begriffs (Begriffsanalyse), sondern auch eine Frage nach der Bedeutung für was oder
wen, z.B. für das Individuum oder die Gesellschaft. In puncto des Individuums ist die primär zu untersuchende
Frage, inwieweit durch soziale Netze Persönlichkeit, Individualität und Freiheit der Nutzer berührt
oder gar verändert werden.
(C) Der ingenieurwissenschaftliche Zugang versteht internetbasierte soziale Netzwerke als ein Schöpfungsprodukt
der Technik, deren primäre Folge den beabsichtigen Zweck dieser Technik repräsentiert, nämlich eine
technische Plattform zur Bildung sozialer Netzwerke. Da jede Technik inhärent ambivalent ist, verfolgt der
ingenieurmäßige Zugang das Ziel, die sekundären Folgen abzuschätzen, die ggf. erwünscht oder
unerwünscht sind.
Die folgende, kleine Auswahl an Essays sind im Rahmen des Projektes ProSoNe und im Vorfeld davon entstanden:
Czajka, Bartholomäus: Soziale Netzwerke in den Print Medien. 2013.
Download (464KB , PDF )Deutschendorf, Philip: Virtuelle Spuren der Realität. Eine Untersuchung zur Recherche personenbezogener Daten im Internet. 2013.
Download (533KB , PDF )Franz, Jürgen H.: Philosophie und Medientechnik. Band I. Köln, PhiloTec, 2011. Mit Beiträgen von Djuderija, Sascha Charlie; Genc, Ömer; Heinze, Christin; Joeres, Stephan; Matanovic, Maik; Möser, Annika; Neklyudov, Vadim; Postertz, Christoph und Reufer,Thomas.
Download (4,5MB , PDF )Gabler, Heiko: Cyber-Mobbing in sozialen Netzwerken. 2013.
Download Text (717KB , PDF )Kopcynski, Lechek: Das Möglichkeitsspektrum sozialer Netzwerke. 2013.
Download Text (635KB , PDF )Kundruß, Christian: Soziale Beziehungen in internetbasierten und nicht-internetbasierten sozialen Netzwerken. 2013.
Download Text (304KB , PDF )Ladwig, Philipp; Lohmann, Birgit: Reflexion über die Bedeutung virtueller Welten für den Menschen. 2016.
Download Text(370KB , PDF )Martinovic, Fabian: Pro & Contra geistigen Eigentums in sozialen Netzwerken. 2013.
Download Text (436KB , PDF )Meyer, Christian: Was ist ein internetbasiertes soziales Netzwerk? 2013.
Download Text (710KB , PDF )Owetschkin, Konstantin: Gamifizierte soziale Netzwerke. Eine Aufklärung über die Begriffe "Soziale Netzwerke" und "Gamifikation" 2013.
Download Text (257KB , PDF )Simsch, Jonathan: Was ist Cyberwar? 2013.
Download Text (735KB , PDF )Spiegel, Frederike; Rosenberger, Pascal; Wartke, Eugen: Die Rolle sozialer Netzwerke bei der Demokratisierung. 2013.
Download Text (943KB , PDF )Thiede, Julian: Fördern oder Behindern Soziale Netzwerke die Individualität? 2013.
Download Text (1010KB , PDF )Weinberg, Michael: Probleme sozialer Netzwerke. 2013.
Download Text (212KB , PDF )
Zum Projektgegenstand gehörte als Propädeutik eine systematische Erfassung und Klassifizierung existierender und möglicher Anwendungen sozialer Netzwerke und Medien. Oder als Frage formuliert: Was ist mit sozialen Netzwerken alles möglich? Zunächst zeigte sich, dass das Möglichkeitsspektrum bereits gegenwärtig einerseits außerordentlich breit ist, andererseits an Breite stetig zunimmt. Das Spektrum möglicher Anwendungen ist also bereits heute nahezu unüberschaubar und schließt den "normalen" Gebrauch ebenso ein wie den sich rasant häufenden Missbrauch, der auch kriminelle Straftaten einschließt. Der Gebrauch reicht dabei von Kommunikation, Informationsaustausch, individueller, gruppenbezogenen oder institutioneller Selbstdarstellung über Selbstvermarktung, Realisierung einer neuen (virtuellen) Identität bis hin zur Kontrolle des Lebens- oder Ehepartners, Selbstpornographie, zum Datenmissbrauch, zum Cyberstalking und Cybermobbing. Die unten wiedergegebene Abbildung gibt eine Übersicht. Gemäß dieser Abbildung können die überaus vielfältigen Anwendungen grob in acht Kategorien klassifiziert werden, wobei auch anderen kategoriale Einteilungsmöglichkeiten denkbar sind. In der unten dargestellten Abbildung sind es die Kategorien (i) Unterhaltung, (ii) Ökonomie, (iii) Kriminalität, (iv) Überwachung, (v) Wissenschaft, (vi) Selbstdarstellung, (vii) Propaganda und (viii) Beziehung. Die in der Abbildung unterhalb dieser acht Kategorien aufgef¨hrten Möglichkeiten erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Das Möglichkeitsspektrum wurde in dieser Abbildung bewusst in einer Baumstruktur abgebildet, um die ständige Zunahme an Möglichkeiten aufzuzeigen.
Möglichkeitsspektrum Sozialer Netzwerke (Kopcynski 2013, siehe oben)